Hat sich in der letzten Zeit eigentlich mal jemand Gedanken über unsere Sprichwörter gemacht? Sind das nun einfach nur leere Phrasen oder steckt doch mehr dahinter?
Ich denke, wenn wir die neuzeitlichen Sprüche wie „Der Ball ist rund und ein Spiel dauert 90 Minuten“ weglassen, dann lassen sich viele kluge Aussagen entdecken, die man dann nur noch in sein Leben einbauen braucht…
Meine liebsten Weisheiten in der Physiotherapie sind auf jeden Fall „Wer rastet, der rostet“ und auch „Du musst den Brunnen graben bevor Du durstig bist“. Warum gerade diese beiden? Das liegt einfach daran, daß ich fast täglich (nämlich Montags bis Freitags) Menschen treffe, die sich beklagen, daß ihre Beschwerden nach einer Massage oder nach einmal Dehnübungen durchführen noch nicht völlig verschwunden sind.
Ja, liebe Leute, was erwartet Ihr denn alle? Jahrelang nichts machen und dann *zack*, ein Wunder? Das scheint mir doch etwas unrealistisch. Das schönste ist dann allerdings, wenn meine Patienten ab und an Übungen machen und dann irgendwann wieder in den alten Trott verfallen. Irgendwann sind die Verspannungen eben wieder da, deswegen sollte man nach Auffassung der schlauen Yoga- und qigong-Meister eben jeden Tag seine Übungen machen, denn: wer rastet, der rostet… und wenn ich eben erst damit anfange wenn die Beschwerden schon da sind, dann ist es eben, als ob ich einen Brunnen grabe, weil ich durstig bin.
Aber die ganze Angelegenheit geht in meinen Augen noch viel tiefer, einige Sprichwörter werden heute sogar durch die moderne Medizin unterstützt. „Das schlägt mir auf den Magen“ sagt der Volksmund, und siehe da, die Medizin hat einen Zusammenhang von Magengeschwüren und Stress festgestellt. In der Zwischenzeit wird sogar ein Zusammenhang zwischen dem Tod eines geliebten Menschen, einer Trennung oder dauernder emotionaler Zurückweisung und einer Herzerkrankung beschrieben, der Stress-Kardiomyopathie, auch „gebrochenes-Herz-Syndrom“ genannt. Fakt scheint also zu sein, daß man an einem „gebrochenen Herzen“ durchaus sterben kann (auch wenn das eher selten der Fall zu sein scheint).
Wahrscheinlich ließen sich noch sehr viel mehr Beispiele dafür finden, daß der Volksmund in vielen Fällen schon Dinge wusste, die wir in unserer grenzenlosen Intelligenz erst verworfen haben und im nachhinein nun beweisen…
Aber was soll ich sagen, wenn doch schon unsere Vorfahren, namentlich Friedrich Schiller, wussten:
„Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens“
Also für mich steckt da eine Menge dahinter, wenn ein Pat. gerne die selben Sprichwörter und Redensarten benutzt, führen diese mich oft zu einem bestimmten Mittel. In meinem Rep ist ein ganzes Kapitel den Sprichwörtern und Redensarten gewidmet, diese drücken meiner Meinung nach einen Teil der Persönlichkeit aus:-)