Wieder mal ist mir ein sehr interessanter Artikel zugeflogen:
„What’s Photoshop got to do with it?“, auf Deutsch etwa: Was hat Photoshop damit zu tun?
Ein kurze, zusammengefasste Übersetzung:
Die AMA (American Medical Association, die amerikanische medizinische Vereinigung) hat eine Stellungnahme zum Thema „Bildbearbeitung in der Werbung und Essstörungen“ veröffentlicht. Die massive Veränderung der abgebildeten Modelle würde Magersucht und andere Störungen im Essverhalten begünstigen oder sogar verursachen. Der Autor des Artikels bezweifelt dies zwar (mit dem Hinweis darauf, daß die Freisprecheinrichtungen von Handys auch nicht zur Schizophrenie führen, nur weil wir mit uns selbst reden), gibt aber der Grundaussage recht, daß die Photoretusche problematisch ist.
Ein Artikel, der mich ebenfalls nachdenklich gemacht hat. Was gaukelt uns die Werbung eigentlich für ein Menschenbild vor? Sind nur dürre Menschen mit „porentief reiner Haut“ schön? Sind nur Zwanzigjährige begehrenswerte, ansehnliche Menschen?
Was macht denn diese verzerrte Darstellung mit uns? Ich glaube zwar ebenfalls nicht, daß die Werbung allein eine Magersucht auslöst, aber was, wenn sie bereits latent vorhanden ist?
Auf jeden Fall wird die Mehrzahl der Menschen feststellen, daß sie nicht diesem Bild entsprechen (und auch nicht entsprechen können) und daraufhin unzufrieden werden. Logischerweise ist es ja auch genau das, was die Werbung erreichen will: wenn du das kaufst, wirst du zufrieden sein. Was aber, wenn wir uns dieses Produkt aus irgendeinem Grund nicht leisten können oder wollen? Wir bleiben unzufrieden, und diese Unzufriedenheit wird sich steigern ins unglücklich sein. Nun hat man allerdings in der Psychosomatik, also der Lehre von den Zusammenhängen von körperlichen und seelischen Vorgängen, beobachtet, daß Unzufriedenheit, Frustration und noch viele Emotionen mehr Einflüsse auf Magen, Gallenblase, Leber und auch auf das Herz-Kreislauf-System haben können. Macht uns also diese Darstellung des Menschen langfristig doch krank?
Sicherlich nicht ausschließlich, denn wir leben ja alle immer in einem gesellschaftlichen Umfeld, daß uns stärken, aber auch schwächen kann.
Vielleicht sollten wir einfach beginnen, solch überzogene Werbung wahrzunehmen und uns wieder und wieder vor Augen führen, daß dies unrealistisch ist? Niemand zwingt uns, ein bestimmtes Produkt zu kaufen, und wenn wir als Verbraucher nur deutlich genug protestieren, vielleicht ändert sich dann mit unserem Konsumverhalten auch die Werbung dazu?
Betrachten wir also die Werbung ganz genau und schauen dann bewusst hin: auf die Inhaltsstoffe eines Produktes, auf die Art und Weise der Herstellung und nicht auf die schönen Menschen, die auf der Packung abgebildet sind… Nicht, daß aus einem „ich darf…“ ein „Du mußt…“ wird…
Ein Nachtrag:
Hier habe ich ein Video gesehen, daß die Effekte der Bildbearbeitung verdeutlicht…: